Ein gesunder Mensch verliert am Tag bis zu 100 Haare, die durch ebenso viele neue ersetzt werden. Verschiedene Ursachen können dazu führen, dass vermehrt Haare ausfallen. In aller Regel normalisiert sich der Haarwuchs, sobald der Anlass für den Haarverlust beseitigt wird. Anders verhält es sich beim erblich bedingten Haarausfall. Dieser begründet sich in der Genetik des Menschen und lässt sich nur schwer beeinflussen. Eine entscheidende Rolle spielt hierbei das Hormon Dihydrotestosteron (DHT). Was es mit diesem auf sich hat, haben wir hier für Sie zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Welche Pflanzenbestandteile werden verwendet?
Als Arznei werden die Früchte genutzt. Sie beinhalten pflanzliche Hormone, unter denen vor allem die Substanz beta-Sitosterol eine Rolle spielt. Daneben finden sich pflanzliches Öl, langkettige Zuckermoleküle und Flavonoide. Darüber hinaus sind mittelkettige Fettsäuren wie Capronsäure, Laurinsäure, Caprylsäure und Myristinsäure sowie Ölsäure und Palmitinsäure enthalten.
Es existieren diverse pflanzliche Mittel, die entweder nur die Früchte der Sägepalme oder verschiedene Kombinationen aus Saw-palmetto-Früchten, Kürbis oder Brennnessel enthalten. Sie sollen bei Prostataproblemen helfen und die Häufigkeit nächtlicher Blasenentleerungen (Nykturie) reduzieren, werden aber auch zur Behandlung von androgenetischem Haarausfall eingesetzt.
Lässt Sägepalmen-Extrakt die Haare wieder sprießen?
Ob der Saw palmetto gegen Haarausfall tatsächlich hilft, ist aufgrund der dünnen und unzureichenden Studienlage bislang nicht eindeutig geklärt. Forschungen weisen jedoch darauf hin, dass sich die Einnahme positiv auswirken könnte.
In einer Open-Label-Studie aus dem Jahr 2012 zeigte sich nach zweijähriger Einnahme von täglich 320 mg Sägepalmen-Extrakt bei 38 Prozent der Teilnehmer mit erblich bedingtem Haarausfall ein zunehmender Haarwuchs, insbesondere auf der Kopfoberseite. Ein 2015 durchgeführter Pilotvergleich ohne Placebokontrollen erbrachte eine Zunahme der durchschnittlichen Haaranzahl und der Anzahl der Terminalhaare gegenüber dem Ausgangswert.
Was genau ist Dihydrotestosteron?
Bei DHT handelt es sich um ein zu den Androgenen zählendes Steroidhormon. Es besteht aus 19 Kohlenstoffatomen und ist die biologisch aktivste Form des männlichen Sexualhormons Testosteron. In vielen Organen ist es das eigentlich wirksame Androgen, da das meiste Testosteron an Sex-Hormon bindendes Globulin SHBG gebunden und somit inaktiv ist.
Der Umbau von Testosteron zu DHT erfolgt mittels Reduktion durch das Enzym 5α-Reduktase. Geringe Mengen des Hormons werden zudem direkt in den Hoden gebildet. Testosteron selbst fungiert häufig nur als Prohormon für die beiden Hormone Dihydrotestosteron und Estradiol. Im Gegensatz zum Testosteron kann DHT nicht zu Estradiol aromatisiert werden. Daher wird es auch als „reines Androgen“ bezeichnet.
Obwohl DHT ein männliches Sexualhormon ist, findet es sich in geringen Mengen auch bei Frauen. Während es beim Mann zum Teil in den Hoden gebildet wird, entsteht es bei Frauen durch Reaktion von Testosteron und Androstendion vor allem in den Eierstöcken und in der Nebennierenrinde.
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen sind 99 Prozent des im Körper befindlichen DHTs an das Sexualhormon bindende Globulin SHBG gebunden. Der überschaubare Rest zirkuliert frei im Blut. Wie Testosteron kann freies DHT an Androgenrezeptoren andocken. Allerdings ist es biologisch aktiver, da es eine größere Affinität zu den Rezeptoren aufweist und daher eine höhere androgene Wirksamkeit besitzt.
Zu den wichtigsten DHT gesteuerten Prozessen gehören:
• die Entwicklung und Funktion der Vorsteherdrüse (Prostata),
• die Ausbildung typisch männlicher Körperbehaarung,
• die Funktion der Talgdrüsen,
• der Bartwuchs sowie
• die Verringerung der Kopfbehaarung bei genetischer Disposition.
Welche Funktion hat Dihydrotestosteron beim Mann?
Bei Männern ist DHT in erster Linie für die Ausbildung und die Funktionalität der männlichen Geschlechtsorgane zuständig. Während der Embryonalentwicklung gehören die Entwicklung des Penis, des Skrotums und der Prostata zu den Prozessen, die vom DHT beeinflusst werden. In der Pubertät unterstützt das Hormon das Wachstum der Geschlechtsorgane und der Körperbehaarung.
Im Erwachsenenalter ist DHT an der Produktion der Samenblasen- und Prostatasekrete beteiligt. Zudem lassen sich die verstärkte Sekretion der Talgdrüsen, aber auch die Abnahme der Kopfbehaarung auf den Einfluss des Hormons zurückführen.
Geschlechtsunspezifisch zeigt Dihydrotestosteron anabole Wirkungen auf die Knochen, die Muskulatur und das hämatopoetische System. Bekannt ist außerdem, dass die 5α-Reduktase neben den Geschlechtsorganen auch in der Leber, der Niere, der Haut und im Gehirn exprimiert wird. Die spezifischen Funktionen des DHTs in diesen Organen wurden bislang noch nicht vollständig entschlüsselt.
Was hat DHT mit der Abnahme der Kopfbehaarung zu tun?
Bei entsprechender genetischer Disposition sind Prozesse im Gange, durch die DHT zum Haarausfall führt. Ursache ist:
• eine zu hohe DHT-Konzentration in der Kopfhaut oder
• die Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber DHT.
Das unter anderem in der Kopfhaut befindliche Hormon bindet sich regulär an spezielle Rezeptoren in der Haarwurzel. Dieser Vorgang regt die Bildung von Proteinen an, die wichtig für das Haar sind.
Liegt eine der genannten Ursachen vor, bindet sich zu viel DHT an die Rezeptoren oder es hat einen zu starken Effekt auf die Haarwurzel. Hieraus resultiert ein Ungleichgewicht, in dessen Folge wichtige Blutgefäße zurückgebildet werden. Dadurch erhält die Haarwurzel zu wenig Nährstoffe, wodurch sich die Wachstumsphase des Haares verkürzt. Durch die stetige Anwesenheit von DHT verkümmert die Haarwurzel zunehmend, bis irgendwann kein neues Haar mehr nachwächst.
Die Haarwurzeln am Hinterkopf und im Nacken reagieren weniger empfindlich auf DHT. Deshalb fällt das Haar dort erst später oder überhaupt nicht aus.
Lässt sich Haarausfall durch DHT auf natürliche Weise bekämpfen?
Mehrere Studien erbrachten Hinweise darauf, dass verschiedene pflanzliche Wirkstoffe den DHT-Gehalt im Blut senken und damit den Haarverlust reduzieren sowie neues Haarwachstum fördern können.
• Laut einer japanischen Studie senkt Brokkolisamen-Extrakt den DHT-Spiegel und wirkt damit gegen die durch das Hormon verursachte Unterdrückung des Haarwuchses.
• Eine Studie aus Korea bestätigte die Wirksamkeit von Kürbiskernextrakt gegen genetisch bedingten Haarausfall. Es hemmt das an der Umwandlung des Testosterons in DHT beteiligte Enzym 5α-Reduktase.
• Sägepalmenextrakt scheint ebenfalls in der Lage zu sein, den DHT-Spiegel im Blut zu senken.
Gibt es Medikamente gegen DHT-bedingten Haarausfall?
Als wirksam herausgestellt hat sich der Wirkstoff Finasterid, der schon seit längerer Zeit bei der Behandlung gutartiger Prostatavergrößerungen zur Anwendung kommt. Auch an der Entstehung dieser Erkrankung ist das Hormon Dihydrotestosteron beteiligt.
Das Medikament hemmt die Bildung des Enzyms 5α-Reduktase, sodass die Umwandlung von Testosteron in DHT nicht mehr stattfinden kann. Dadurch verringert sich der DHT Spiegel und die Nährstoffversorgung in den Haarwurzeln wird trotz der Überempfindlichkeit gegenüber dem Hormon aufrechterhalten. Die Wachstumsphase des Haares verlängert sich und der Haarausfall wird gestoppt.
Finasterid ist in Tablettenform oder als Spray erhältlich. Nachteil an der Behandlung ist, dass sich der Effekt nicht nur auf die Kopfhaut beschränkt. Insbesondere die Tabletten können zu Nebenwirkungen wie Libidoverlust, Erektionsstörungen und Depression führen.
Das Spray wird direkt auf die Kopfhaut aufgesprüht und wirkt an Ort und Stelle. Daher genügt eine deutlich niedrigere Dosierung. Zwar sind auch hier unerwünschte Begleiterscheinungen möglich, jedoch wird bislang davon ausgegangen, dass diese geringer ausfallen.
Haartransplantation als nachhaltige Alternative zu DHT-reduzierenden Medikamenten
Ob Tabletten oder Spray: Finasterid wirkt nur, solange es eingenommen bzw. verwendet wird. Nach dem Absetzen vergeht die Wirkung relativ schnell und der Haarausfall setzt wieder ein. Nachhaltiger und mit deutlich weniger Nebenwirkungen verbunden ist eine Haartransplantation. Fachgerecht durchgeführt, bringt ein solcher Eingriff ein natürliches Ergebnis, das meist lebenslang erhalten bleibt.
Eine gute Alternative zu einer Behandlung in Deutschland ist eine Haartransplantation in der Türkei, beispielsweise in der Cosmedica Clinic in Istanbul. Die Zufriedenheit der Patienten von Dr. Levent Acar und seinem Team und eine Haar-Anwuchsrate von 98 Prozent sprechen für sich.